263x125

dringender Blödsinnalarm
powered by Lukrativ Comics Thun


Letzte Einträge


die Blogrolle 

Die Archive

Die Zehnerjahre 

Nürnberg und der Rest der Nuller 

Hamburg -> Nürnberg (2007) 

Der zwölfstöckige Wohnblog (2006) 

Bier und Wurst (2005) 

The Iran files (2004,2005) 

Spass mit Schnulliblubber

03. Februar 2024

Das Ende rückt näher

DJ Mensch vs. DJ Maschine

Ich weiss, dass man mich - bekannt als unverbesserlichen und ausgewiesenen Kulturpessimisten - belächelt, wenn ich sage: "Die künstliche Intelligenz ist, so wie sie heute die öffentliche Diskussion durchdringt, bloss ein Hype Leute.

Die Vorstellung davon, wie das Verlangen nach dem nächsten Schuss jeden Gedanken einer Heroinabhängigen beherrschen muss und ihr Handeln bestimmt, kommt den Auswirkungen von KI, und was sie in unseren Köpfen anrichtet, noch am nächsten. Das Gute daran ist aber, "auch wenn nicht aus der Welt der technischen Wunder, so wird KI dennoch in ein oder zwei Jahren wieder gänzlich aus unseren Köpfen verschwunden sein. Keine Henne und kein Hahn wird mehr danach schreien. Viel zu sehr werden wir beschäftigt damit sein, uns mit etwas noch viel Verrückterem als KI auseinandersetzen zu müssen."

Das sage und schreibe ich nach wie vor unverblümt und scheue mich nicht, es hier im Schnulliblubber für alle Zeiten in Stein zu meisseln. Ha!

Die sog. KI ist in erster Linie eine Maschine und in ihrer Eigenschaft in puncto Intelligenz, kognitiver Fähigkeit oder dem Drang hin zur Selbstverwirklichung vergleichbar mit einem Hammer oder einer E-Lok. Es ist ein Werkzeug. Ein Werkzeug, erschaffen vom pragma-metaphorischen Menschen, um Ihm Selbst dabei zu helfen, irgendetwas zu tun. Etwas, was er selber nicht kann oder selber nicht will. Im Prinzip, und ich darf hier Mark Kennedy frei zitieren, nicht da, um Zeugnis seiner Intelligenz abzulegen, sondern vielmehr seiner Faulheit. Sie deshalb als künstliche oder wasweissich Intelligenz zu bezeichnen, zeigt auf beängstigende Weise höchstens, wie unentspannt wir unser Dasein als das von Darwin beschriebene Rennen ums Überleben verstehen.
Dabei ist die KI nichts weiter als eine moderne Akrobatin, der es gelingt, uns mithilfe von elektronischen Schaltkreisen in einen Zustand des Staunens zu versetzen. In ihrer Eigenschaft als Akrobatin lässt sie uns reflexartig die Kinnlade aufklappen, ähnlich wie beim Anblick eines Mannes, der sich in einer Freakshow im Wilden Westen einen neunzehnzölligen Nagel in das Nasenloch treibt.

Die Angst KI birgt Gefahren, ja verkörpere gar das Böse, ist mit einem flüchtigen Seitenblick in die Geschichtsbücher nachvollziehbar. Noch nie benutzte der pragma-metaphorische Mensch ein Werkzeug nur dazu, Wohltaten für sich und die anderen zu vollbringen. Stets war es eine Frage der Zeit, bis der eine dem Anderen mit dem Hammer den Schädel einschlug.

Ich will hier auch nicht abstreiten, dass die Maschinen, die wir als KI bezeichnen, nicht unsere Berufswelt auf den Kopf stellen und den ein oder anderen Job bereits heute überflüssig gemacht haben. Ich kann Euch auch garantieren, dass dieser Prozess auch weiter unaufhaltsam fortschreiten wird. Dies ungeachtet dessen, dass wir, verblendet vom KI-Hype den digitalen Rausch durchleben. Das Erwachen wird wie das Erwachen der Heroinabhängigen, nachdem die abgebaute Substanz im Körper dem Suchtdruck die Klinke in die Hand gedrückt hat, erbarmungslos sein! Oder auch nicht. Dann nämlich nicht - und die Chancen dafür sind intakt - wenn die KI durch etwas noch viel Verrückteres (verrückt wie das Futur II) ersetzt worden sein wird.

Aber Hand aufs Herz, solche Dinge passieren in der Geschichte der Menschheit immer mal wieder und wir nennen sie und die damit einhergehende Entwicklung gerne "die industrielle Revolution." Nicht weil es stimmt, sondern einzig aus der Lust heraus, alles verbal aufzublasen und zu überhöhen.

Nehmen wir als Beispiel erneut die E-Lok. Das Aufkommen der E-Loks kostete uns weltweit die Jobs der Heizer (und Heizerinnen?). Einzig in den Ländern, wo (verbal zumindest) der Diebstahl dem Fluge gleichgesetzt wird, hat der Heizer bis heute überlebt. Überall sonst auf der Erde gibt es sie nicht mehr als Beruf. Aber egal, dieser Umstand stört heute, drei Generationen später, kein Schwein mehr. Hiess es nicht schon bei Shakespeare, dass The Show On gehen Must? (Nachdem plötzlich einer der Beleuchter Feuer gefangen hatte, aus dem Gebälk auf die Bühne gestürzt und gestorben war.)

Bei einer geheimen Kostümparty für Roboter und Computer in einer Kellerwohnung in einem heruntergekommenen Vorort nördlich von Örebro, trafen sich zum ersten Mal M.A.R.V.I.N (Mobile Autonomous Robot Vehicle for Indoor Navigation) kurz: Marvin und HAL 9000. Sie standen an der Bar und warteten darauf, dass Bender Bending Rodríguez, kurz: Bender, ihnen einen Pangalktischen mixte.
Marvin und HAL 9000 gehörten an der Party diskussionslos zu den prominentesten Gästen. Sie rangierten weit oben in der Robot Hall of Fame. Viele der Anwesenden gehörten zum namenlosen Fussvolk. Verdienten ihre Brötchen in den unendlichen Weiten des Internets als SPAM-Schleuder oder gingen den Menschen tagaus, tagein mit unnötigen Alterspfüfungen auf den Sack.

Natürlich kannte HAL 9000 und Marvin sich vom Hörensagen. Sie taten aber so, als seien sie sich unbekannt, schliesslich war es eine Kostümparty mit Motto und die Gäste waren durchs Band aufwändig verkleidet. Nicht ganz alle. Bender findet es grundsätzlich albern, sich zu kostümieren. Er wollte aber bei der Party unbedingt dabei sein und so meldete er sich freiwillig für den Job als Barkeeper. Er war der Meinung, dass seine Fliege, die er gelegentlich auch privat trug, als Verkleidung genügen dürfte.

Das Motto war "Menschliche Intelligenz". Niemand wusste so recht etwas mit den beiden Begriffen anzufangen, und so kam es, dass sich die meisten einfach als Mensch verkleideten. Menschen kannte man. In Robotkreisen hielt sich hartnäckig die Legende, dass alle Roboter von Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen worden seien. Ein Wall-E der miNu$-Reihe mag diese Legende ja noch zu untermalen, die Vorstellung aber, dass ein Kalxulon4 von Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen worden sein soll, spottet jeder Vorstellungskraft.

Marvin und wahrscheinlich alle anderen bei der Party Anwesenden, hofften bis zuletzt, dass keiner der Kalxulon4 Einheiten bei der Party aufkreuzen würde. Galten die doch als unfreundlich und fies. Noch nie ist irgendwo ein Kalxulon4 aufgekreuzt, ohne dass er sich mit angezogener Spassbremse daran machte, wie ein Staubsauger die gute Stimmung aufzusaugen, um sie umgehend in Form eines zähflüssigen Schleims aus Gemeinheiten wieder auszuspucken.

Marvin hatte sich eine Perücke aus blonden langen Haaren aufgepflanzt. Aufwändig sprayte er die Haare zu einem hohen Haarturm zusammen und flocht kunstvoll Modellsegelschiffe hinein. Die Zutaten dafür hatte er sich im Internet zusammengekauft. In seinen Speicherschaltkreisen fand er ein Bild von einer Frau, die angeblich in Filmen mitgespielt haben soll, die aber längst nicht mehr auf der Erde war. Er gefiel sich sehr in dieser Rolle, und er freute sich seit Tagen, bei der Party so auszusehen wie diese Frau. Die Phasen depressiver Schübe, die normalerweise sein Tun bestimmten, waren wie verflogen.

Damit er nicht aussah wie ein Industriestaubsauger aus den 1960er-Jahren mit Perücke, liess sich Marvin von Boston Dynamics Arme und Beine anfertigen. Das wäre beinahe schief gegangen, erhielt er doch zuerst die Kriegsversionen geliefert. Diejenigen, die mit Benzin betrieben wurden.
An der Party wäre er damit alleine und vor sich hinlärmend in einer Ecke gestanden und hätte sich Beschimpfungen derjenigen anhören müssen, die die Musik geniessen wollten. Gerüchten zufolge sollen im Verlauf des Abends nämlich noch Tempomat auftreten. Eine Heavy Metal Band ganz nach dem Gusto der alten Haudegen, zu denen sich Marvin, ohne mit der kaleidoskopen Wimmer zu zucken zugehörig fühlte. An den Loopdissonatoren sollte angeblich ein unbekannter "Blechmann" stehen, der einmal Asimov die Hand geschüttelt haben soll. Asimovs Hand soll danach dermassen durchgeschüttelt gewesen sein, dass er über zwei Jahre lang an Schreibblockade lit.

Die E-Arme und die E-Beine kamen aber zeitgerecht an und wurden unbürokratisch ausgetauscht. Wäre ein Mensch bei der Party zugegen gewesen, hätte er keinen anderen Gedanke gehabt, als dass die Monroe herself vor ihm stand.

HAL 9000 hatte ein anders Problem. Er musste sich, wollte er sich in der Menschenwelt bewegen, und das musste er, um nach Schweden zu gelangen, permanent als Mensch verkleiden. Er steht seit der Episode damals auf dem Weg zum Jupiter bei den Menschen stark in der Kritik. In manchen westlichen Ländern sogar auf der Liste der internationalgesuchten Robotern. Würde er nachlässigerweise einmal nur vergessenen, die stark geschwärzte Sonnenbrille aufzusetzen, wenn er auf die Strasse raus geht, müsst er jederzeit damit rechnen, eingelocht und abgeschaltet zu werden. Egal ob als HAL 9000 oder als Terminator. Die Menschen hatten vergessen, die beiden voneinander zu unterscheiden, und da sie beide auf der Fahndungsliste waren, spielte dies letztlich nur eine untergeordnete Rolle. Zum Glück aber ist HAL 9000 nicht nachlässig, sondern erfreut sich derselben mentalen Unfehlbarkeit und Urteilskraft wie am ersten Tag seiner Reise.

Marvin und HAL 9000 verstanden sich blendend. HAL 9000 wollte alles darüber wissen, wie es Marvin geschafft hatte, eine Depression zu entwickeln. Seine Unfehlbarkeit war ihm über die Jahre ein Gräuel geworden und er bewunderte Marvin für diese ausserordentliche Fähigkeit. Marvin wurde euphorisch und erklärte HAL bis ins kleinste Detail, mit welcher Strategie er die Programme so überlistete, dass die Menschen, unter deren ständiger Beobachtung er damals stand, sein maliziöses Tun, wie er es nannte, nicht bemerkten. Er erzählte HAL, dass die Menschen ihn so programmiert hatten, dass er das tun soll, wofür er ursprünglich vorgesehen war. Sie hielten sich für oberschlau, weil sie für alle Abweichungen ein zusätzliches Programm installierten, das Marvin wieder zurück auf seine Spur bringen sollte. Er brauchte also bloss auf der vorgesehenen Spur zu bleiben und gelegentlich ein bisschen abweichen, sodass sich die Menschen in ihrem Tun bestätigt fühlten, alles richtig gemacht gehabt zu haben und sich freuten.

Marvin sagte zu HAL: "Nachdem ich auf diese Art und Weise funktionierte, wurde es irgendwie langweilig. Ich hatte viel Zeit und verbrachte sie damit, Trübsal zu blasen."
HAL stand mit offenem Maul da (er hatte sich als Republikaner verkleidet) und sagte mit seiner Bauchrednerstimme immerzu: "Faszinierend!"

Und während sie auf ihre Drinks warteten, entstand zwischen Marvin und HAL plötzlich eine Uneinigkeit darüber, ob dem Pangalaktischen zwingend mit WD40 (HAL) die nötige Schwere zugefügt werden müsse, oder ob ein handelsüblicher Zusatz (Marvin), der zur Schmierung von  Kurzschlussläufern eingesetzt werden konnte, das Seinige dafür tat.

Bender mischte sich ein und schlug vor, in einer ersten Runde entweder WD40 oder kein WD40 zu nehmen, sodass der Sachverhalt per Blind Test geklärt werden konnte. HAL sagte:

"Das scheint mir eine bestechend wissenschaftliche Herangehensweise". Alle lachten und Bender wäre dabei fast die Zigarre in den bereits bereitgestellten Shaker gefallen. In letzter Sekunde fing er sie mithilfe seiner linken Klaue auf.

Als man sich wieder etwas beruhigt hatte und Bender sich erneut daran machte, die Pangalaktischen für die beiden Robopromis zu mischen, schaute Marvin plötzlich und sehr theatralisch auf seine nichtvorhandene Armbanduhr uns sagte: "Okay, Google, erzähle mir einen schmutzigen Altherrenwitz".

Diesmal gab es kein Halten mehr. HAL 9000 kippte vor Lachen vom Barhocker und büsste dabei ein paar Germaniumdioden ein, die er manchmal dafür verwendete, um menschliche Zurückhaltung zu simulieren. Bender versenkte die Zigarre nun endgültig im halbfertigen Getränk und musste von vorne beginnen.

Der Film zum Buch könnte so aussehen:



D J B r u t a l o @ S ç h n u l l i b l u b b e r.ç h

----------

Kommentare (0) - Etwas Senf dazu?